Haben Sie schon einmal von Homocystein gehört? Homocystein ist eine natürlich im menschlichen Körper vorkommende Aminosäure, die von großer Bedeutung für die Neubildung von Proteinen und Kreatinin ist. Kommt sie jedoch in zu großer Menge in unserem Blut vor, gilt sie als gesundheitsschädlich. Wer bereits mit erhöhten Homocystein-Werten konfrontiert wurde, kennt die Besorgnis um Gefäßverkalkung, Herzinfarkt und Schlaganfall.
In welchem Zusammenhang stehen Herzkreislauferkrankungen und Homocystein? Welche Werte sind ideal und wie lässt sich ein erhöhter Homocystein-Spiegel durch den Lebensstil beeinflussen? In diesem Artikel finden Sie alle Infos rundum die Bedeutung des risikobehafteten Stoffwechselproduktes.
So entsteht Homocystein: Einblicke in den Eiweißstoffwechsel
Nehmen wir eiweißhaltige Nahrungsmittel wie Fleisch, Fisch oder Milchprodukte zu uns, wandert mit ihnen ebenfalls die Aminosäure Methionin in unseren Organismus. Homocystein ist ein Zwischenprodukt des Eiweißstoffwechsels unseres Körpers und entsteht beim Abbau von Methionin zu Cystein.
Das Homocystein hat im menschlichen Körper die Aufgabe, die Bildung von anderen Aminosäuren zu unterstützen, aus denen dann wiederum Proteine entstehen. Hierbei handelt es sich um einen vollkommen natürlichen Vorgang, bei dem die Substanz als Stoffwechselprodukt im Organismus anfällt. Ist einmal Homocystein entstanden, verstoffwechselt der Körper es mithilfe von verschiedenen Enzymen weiter in andere Aminosäuren. Um diesen Vorgang durchzuführen, benötigt er jedoch die Vitamine B6, B12 und B9 (Folsäure). Fehlt es dem Körper an diesen Vitaminen, ist die Weiterverarbeitung nicht reibungslos möglich und der Homocystein-Spiegel im Blut steigt.
Herzkreislauferkrankungen und Homocystein
Ist die Homocystein-Konzentration im Blut erhöht, steigt sowohl die Aktivierung der Blutplättchen als auch das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln. Zudem schädigt es die Innenwände der Blutgefäße und beschleunigt somit die Entstehung einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Hierbei handelt es sich um eine fortschreitende Verhärtung und Verengung der Arterien. „Arterien (Schlagadern) sind Blutgefäße, die sauerstoffreiches Blut vom Herzen in die Organe, Gewebe und Muskeln transportieren und den Blutdruck konstant halten. Eine Arteriosklerose kann daher zu einem ernsten Gesundheitsrisiko werden: Durch Störungen im Blutfluss, die durch die Erkrankung verursacht werden, kann die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt oder im schlimmsten Fall ganz unterbrochen werden.
Je nachdem, wo das passiert, kann zum Beispiel ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder eine Lungenembolie drohen.“ (Quelle: ZAVA – Arteriosklerose).
Mögliche Folgen der Arteriosklerose
Welche Folgeerkrankungen aus einer Arteriosklerose entstehen können, hängt vom Ort der verkalkten Gefäße ab: „Bei einer Verengung von hirnversorgenden Halsschlagadern oder Gefäßen im Gehirn wird die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns stark eingeschränkt. Es kommt zu Schwindelgefühlen und Gedächtnisstörungen und im Extremfall zu einem Schlaganfall. Sind Herzkranzgefäße betroffen, kann es zur koronaren Herzkrankheit (KHK) kommen und infolgedessen ist das Risiko für einen Herzinfarkt stark erhöht.“ (Quelle: ZAVA – Arteriosklerose).
Die Aussagekraft des Blutbildes: Diese Homocystein-Werte sind ideal
Wenn Sie Ihren Homocystein Spiegel überprüfen lassen, seien Sie vorher mindestens 10 Stunden nüchtern. Sonst könnte sich ein fälschlich erhöhter Wert zeigen.
Von einem erhöhten Homocystein-Spiegel lässt sich bei einem Wert von über 10 µmol/l ausgehen. Liegt der Wert nur knapp darüber, ist die Erwägung eines zweiten Tests empfehlenswert. So lässt sich eine Verfälschung der Ergebnisse durch die Einflussnahme äußerer Faktoren ausschließen.
Beobachtungen der letzten Jahre zeigen, dass ein Wert zwischen 6 bis 8 µmol/l gesund und schützend wirkt. Auch niedrigere Werte sind unbedenklich und weisen auf eine gute Methylierung hin.
Ein sehr niedriger Homocystein-Spiegel von unter 5 µmol/l kann ein Hinweis auf einen Eiweißmangel sein. Bei einem Homocysteinwert von über 12 µmol/l sollten Sie immer handeln.
Homocystein-Werte natürlich senken: Einflüsse von Ernährung und Lebensstil
Folsäuremangel, Vitamin-B12-Mangel und genetische Varianten des Homocysteinstoffwechsels sind die häufigsten Ursachen für einen erhöhten Homocysteinspiegel. Ein Mangel an B-Vitaminen, insbesondere Folsäure, kann zu einem Anstieg des Homocysteinspiegels führen. Folsäure ist ein wichtiges Vitamin für die Homocystein-Synthese, da es für den Transport und die Verarbeitung von Homocystein erforderlich ist. Vitamin B12 ist auch wichtig für die Homocystein-Synthese, da es an der Umwandlung von Homocystein in Methionin beteiligt ist. Genetische Varianten des Homocysteinstoffwechsels können auch den Homocysteinspiegel beeinflussen, da sie die Aktivität einiger Enzyme regulieren, die an der Synthese von Homocystein beteiligt sind.
Welchen Einfluß hat der Lifestyle?
Zusätzlich kann der übermäßige Genuss von Kaffee, der übermäßige Alkoholkonsum, das Rauchen und die Bewegungsarmut den Homocysteinspiegel erhöhen. Übergewicht führt auch zu einem Anstieg des Homocysteinspiegels, da Fettzellen Homocystein produzieren. Daher ist es wichtig, auf eine gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung zu achten, um den Homocysteinspiegel im Blut zu normalisieren.
Eine wichtige Rolle spielen dabei die B-Vitamine B6, B12 und B9 (Folsäure). Die tägliche Dosis hängt von verschiedenen Umständen wie dem Alter, Geschlecht, Gewicht, Lebensstil und von möglichen Vorerkrankungen sowie der Einnahme von Medikamenten ab.
Folgende Tipps in Bezug auf den Lebensstil können einen erhöhten Homocystein-Spiegel senken:
- Stress möglichst vermeiden oder reduzieren
- Ausgleichende Tätigkeiten wie Sport oder Meditation zum Stressabbau nutzen
- Mit dem Rauchen aufhören
- Schwarzen Tee und Kaffee-Genuss reduzieren
- Bei Bedarf Gewicht reduzieren
Da die Homocystein-Werte eng mit dem Eiweißstoffwechsel und der Vitaminversorgung in Verbindung stehen, kann eine Ernährungsumstellung ebenfalls verhältnismäßig schnelle Erfolge bewirken. Dazu eignen sich besonders Lebensmittel, die reich an B-Vitaminen sind. Wir haben Ihnen eine kurze Übersicht der aus unserer Sicht wichtigsten Lieferanten erstellt:
Vitamin B6 reiche Lebensmittel:
- Kartoffeln
- Avocados
- Nüsse
- Fisch (besonders Lachs und Hering)
- Leber
- Hummer
- Vollkornprodukte
- Diverse Gemüse: Kohl, grüne Bohnen, Salat
- Linsen
Lebensmittel, die reich an Vitamin B12 sind:
- Eier
- Milchprodukte
- Fisch
- Fleisch
Folsäure: Lebensmittel, die reich an Vitamin B9 (Folsäure) sind:
- Grünes Blattgemüse: Spinat, Feldsalat, Rucola, weitere Salatsorten
- Brokkoli, Porree, Rosenkohl, Blumenkohl
- Tomaten
- Hülsenfrüchte
- Nüsse
- Sprossen
- Orangen
- Eier
- Leber
- Kartoffeln
- Vollkornprodukte
- Knoblauch
Gut zu wissen:
Der Homocysteinspiegel scheint in epidemiologischen Studien in direktem Zusammenhang mit einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) zu stehen.
Der Augenarzt kann die Diagnose Makuladegeneration mithilfe eines einfach durchzuführenden Tests, dem Amsler-Gitter durchführen. Diese Erkrankung tritt mit zunehmendem Alter immer häufiger auf und erreicht bei Menschen über 75 Jahren 20-30 % der Bevölkerung.