« Wie sinnvoll ist Nanotechnologie bei Pflegeprodukten? »
Jeder hat schon mal etwas von ihnen gehört, doch wer weiß wirklich, worum es dabei genau geht? Nanopartikel in der Kosmetik. Die Partikel sind etwa tausendmal dünner als ein Menschenhaar. Auch in der Industrie werden sie verwendet, zum Beispiel bei der Herstellung von Kunststoff. Doch warum wird Nanotechnologie überhaupt in der Kosmetik eingesetzt und wieso steht sie so in der Kritik?
Was genau sind Nanopartikel?
Nanopartikel sind nicht nur klein, sie sind winzig und für das menschliche Auge nicht sichtbar. Genauer gesagt sind sie zwischen 1 und 100 Nanometer klein. Zum Vergleich: Ein Menschenhaar ist tausendmal dicker. Daher leitet sich auch ihr Name ab: „Nanós“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Zwerg. Durch ihre minimale Größe verfügen die Teilchen über besondere Eigenschaften. Sie können etwa Kunststoffe stabiler und robuster machen. Folgende Einsatzgebiete der Nanotechnologie lassen sich aufzeigen:
- Medizin
- Elektronik
- Lebensmittelherstellung
- Chemie
- Kosmetik
Teilchen in Nanogröße verfügen über andere Eigenschaften als größere Teilchen desselben Stoffs. Außerdem reagieren sie effizienter als Partikel in größerem Umfang. Zur Veranschaulichung: Porzellan ist in Nanogröße biegsam, während es sonst brechen würde. Zwar ist das Gesamtvolumen gleich, aber die Oberfläche stark vergrößert. Diese Tatsache hält die Möglichkeit zahlreicher neuer Anwendungen bereit.
Welchen Nutzen erfüllen Nanopartikel für Kosmetik?
In der Kosmetikindustrie finden die filigranen Partikel im großen Maß ihren Einsatz – etwa beim Sonnenschutz. Der bekannteste Vertreter solcher Sonnenpflege ist hier wohl die Sonnencreme. Früher brachte das Eincremen mit Sonnencreme einen unschönen Effekt mit sich. Die Haut verfärbte sich weiß, da die Inhaltsstoffe Titan- und Zinkoxid einen sichtbar weißen Film hinterließen. Das ist heute dank der Nanotechnologie nicht mehr so. Die weißen Partikel des Titan- und Zinkoxids sind aufgrund der Verkleinerung auf Nanogröße heute nahezu unsichtbar.
Doch auch Zahnpasta oder Deos enthalten verschiedene Nanoteilchen so wie viele andere Pflegeprodukte. Dort sorgen die Teilchen dafür, dass die Inhaltsstoffe besser aufgenommen werden können und schneller einziehen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn Körper- und Hautpflege soll heutzutage effektiv sein und möglichst schnell gehen. Es gibt auch Nanopartikel, die eine direkte Pflegewirkung aufweisen. So wirken Nanoteilchen aus Silber zum Beispiel antibakteriell. Diese werden unter anderem in Sprays verwendet, die vor Schweiß schützen. In dekorativer Kosmetik wie Mascaras, Lidschatten oder Kajalstiften sorgen nanogroße Farbpartikel für eine verlängerte Haltbarkeit.
Nanopartikel in Kosmetik – warum der Einsatz umstritten ist
Von der Gefahr in Bezug auf Nanotechnologie und Kosmetikartikel hört man immer wieder. Nicht nur im Zusammenhang mit der Gesundheit, auch als Umweltsünde wird diese Technologie deklariert. Tatsächlich ist es so, dass es sich hier noch um ein unzureichend erforschtes Feld handelt. Genaue Informationen und Studien zu den Langzeitwirkungen und Schäden gibt es noch nicht beziehungsweise in zu geringer Anzahl. Nanopartikel haben in Sonnencremes durchaus ihre Berechtigung gefunden, da sie dort ihre wichtigste Aufgabe erfüllen. Hier gilt das Prinzip der Risikoabwägung: Die Gefahr, welche von der UV-Strahlung ausgeht und dadurch an Hautkrebs zu erkranken, ist wesentlich dringender als diese, die von den Nanoteilchen ausgeht. Bei anderen Pflegeprodukten sind Nanopartikel nicht unbedingt notwendig, weshalb man durchaus darauf verzichten kann.
Nanopartikel in Kosmetik – Vorsicht ist bei verletzten Hautstellen geboten
Unabhängig vom Stand der Forschung: eine intakte Hautschutzbarriere reicht aus, damit die Teilchen nicht in die Blutbahn gelangen. Somit ist klar, dass es sich bei Verletzungen anders verhält. Tragen Sie Pflegeprodukte mit Nanopartikeln daher vorsichtshalber nicht auf beschädigte Hautstellen auf. Das gilt für:
- Schnittwunden nach der Rasur,
- Ausschläge beziehungsweise Ekzeme,
- aufgekratzte Stellen und
- Risse, die sich anderweitig zugezogen wurden.
Gibt es Mittel und Wege, die Nanoteilchen unschädlich zu machen?
Früher war der Einsatz von Nanotechnologie noch innovativ und technisch auf höchstem Niveau. Heute äußern sich mehr und mehr Bedenkenträger zu dieser technischen Errungenschaft. Damit erlebt sie einen enormen Imagewechsel und schürt vor allem eines – Unsicherheit bei den Verbrauchern. Aufdrücke auf Kosmetikartikeln, die wie folgt lauten: „garantiert ohne Nano“, erhöhen die Bedenken natürlich noch zusätzlich. Fakt ist, man weiß nicht, was die Partikel im menschlichen Körper anrichten können. Zudem ist erwiesen, dass Partikel, die kleiner als 50 Nanometer sind die Epidermis (Oberhaut) durchdringen können. Das heißt, Nanomaterial in Kosmetikartikeln muss eine Strukturgröße aufweisen, die größer als 50 Nanometer ist. So können diese eine unbeschädigte Oberhaut theoretisch nicht durchdringen. Zudem tüftelt die Kosmetikindustrie an Möglichkeiten, die es gänzlich vermeiden, dass Nanopartikel aus der Kosmetik in den Körper gelangen. So werden sie in verschiedene Öle oder Silikone verpackt und dadurch isoliert. Sie können dann die Hautbarriere nicht überwinden. Wenn Sie dem Ganzen dennoch nicht trauen, gehen Sie auf Nummer sicher, wenn Sie Ihre Pflegeprodukte auf den Verweis „Nano“ untersuchen.
Nanoprodukte meiden oder nicht?
Letztendlich sollten Sie für sich entscheiden, bei welchen Produkten Sie auf Nanopartikel verzichten können und bei welchen nicht. So verhält es sich schließlich mit allen Dingen, die noch Unklarheiten aufweisen. Ob Sie unbedingt Deodorants (als Pumpspray) mit nanogroßen Silberteilchen benötigen, ist eine andere Frage. Dasselbe gilt für dekorative Kosmetik. Hier empfiehlt es sich durchaus, auf nanofreie Produkte zurückzugreifen. Was definitiv unnötig ist, sind Kleidungsstücke mit Silber zur Schweißvorbeugung. Darauf können Sie getrost verzichten, denn normale Körperhygiene erfüllt ihren Job vollkommen ausreichend. Es gibt zum Beispiel Silbersocken, die Schweißfüßen vorbeugen. Diese lassen sich definitiv in die Kategorie „unnötig“ einstufen. Auch Nahrungsergänzungsmittel mit Nanoteilchen sind mehr als fragwürdig.