« Welche Pflegeprodukte kommen ohne tierische Inhaltsstoffe aus? »
Vegetarisch, vegan, mit Fleisch oder Fisch – beim Essen ist es naheliegend, sich über die Zutaten Gedanken zu machen. Wer sich fleischarm ernähren möchte oder gar Veganer ist, der achtet sehr genau darauf, was auf seinem Teller landet. Doch haben Sie schon einmal über Tierprodukte in Kosmetik gemacht? Lesen Sie hier, wie vegane Kosmetik mit Naturkosmetik zusammenhängt, welche Pflegeprodukte garantiert frei von tierischen Inhaltsstoffen sind und warum ausgerechnet Tierversuche so schwer auszuschließen sind.
Was bedeutet Veganismus?
Auf Nahrungsmittel bezogen gibt es mehr oder weniger strenge Veganer. Grundsätzlich schließt Veganismus ja den Konsum jeglicher Tierprodukte aus. Es dürfen also weder Milch noch Eier konsumiert werden. Manche Veganer sehen das sehr streng, andere essen durchaus mal etwas tierisches wie etwa Honig. Es ist eine Frage der Auslegung. Auch Gebrauchsgegenstände und Kleidung können aus Tierprodukten hergestellt sein. Strenge Veganer verzichten daher auf Lederschuhe und Gürtel oder Seidentücher.
Überträgt man diese Regeln auf Kosmetik, die vegan sein soll, werden bestimmte Inhaltsstoffe ausgeschlossen. Das betrifft zum Beispiel bestimmte Öle, die aus toten Tieren gewonnen werden, oder auch Honig oder Bienenwachs, die von lebenden Tieren stammen. Zudem sollten vegane Pflegeprodukte nicht an Tieren getestet werden. Warum gerade dieser letztgenannte Standard so schwer zu überprüfen ist, erklären wir Ihnen später.
Wichtig zu wissen ist, dass der Ausdruck „vegan“ an sich nicht geschützt ist. Wie auch bei der Naturkosmetik können sich Verbraucher nur auf offizielle Siegel verlassen. Diese geben klar an, welche Inhaltsstoffe erlaubt sind und welche Kriterien Pflegeprodukte erfüllen müssen, wenn das Siegel auf der Packung ist. Einschlägige Siegel für Pflegeprodukte sind die Vegan-Blume der Vegan Society oder das V-Label von ProVeg.
Sicherlich gibt es vegane Pflegeprodukte, die kein entsprechendes Siegel tragen. Hier hilft nur eine genaue Analyse der Inhaltsstoffe.
Das ist für den Laien sehr schwierig, da selten klar ist, ob eine Substanz vom Tier gewonnen wird. So ist beispielsweise Karmin ein roter Farbstoff, der aus Läusen gewonnen wird. Auch Collagen wird häufig aus Schweinehaut extrahiert. Ebenso sind Utensilien zum Schminken teilweise aus Tierprodukten, wie beispielsweise Schweineborsten oder Pferdehaar.
Nicht-vegane Inhaltsstoffe
Hier haben wir eine kurze Liste für Sie zusammengestellt mit Inhaltsstoffen, die oft oder immer von Tieren gewonnen werden:
- Aminosäuren „Amino Acid“, z. B. Cystein
- Fettsäuren „Fatty Acid“
- Stearinsäure „Stearic Acid“
- Linolsäure „Lineatic Acid“
- Amniotic Fluid
- Placenta
- Lanolin
- Gelee Royal
Manche dieser Stoffe können auch synthetisch hergestellt werden. Allerdings gibt es keine Kennzeichnungspflicht, die angibt, wie der Rohstoff gewonnen wurde.
Vegane Naturkosmetik
Wenn Sie denken, dass sicherlich keine tierischen Substanzen auf Ihre Haut gelangen, weil Sie ausschließlich Naturkosmetik verwenden, ist das ein Trugschluss. Natürliche Hautpflege hat den Schwerpunkt eher auf dem Ausschluss von synthetischen Inhaltsstoffen. Viele einschlägige Siegel wie Natrue oder BDIH dürfen zwar nur Kosmetik ohne Tierversuche zieren, erlauben aber durchaus Tierprodukte wie Bienenwachs oder Lanolin.
Inzwischen gibt es viele Pflegeprodukte auf dem Markt, die als vegane Naturkosmetik bezeichnet werden können. Sie tragen dann stets zwei Siegel auf der Verpackung. Letzten Endes hilft nur eine genaue Recherche im Internet, um herauszufinden, welche Anforderungen welche Siegel genau stellen.
Eine andere Möglichkeit ist die gezielte Nachfrage bei Herstellern bezüglich ihrer Produkte. Das hat den Vorteil, dass den Unternehmen der Bedarf an veganer Hautpflege direkt vor Augen geführt wird.
Vegane Pflegeprodukte von Jean d’Arcel: Végétalie
Die Végétalie-Serie des renommierten Kosmetikherstellers Jean d’Arcel wurde speziell unter dem Aspekt der Freiheit von Tierprodukten entwickelt. Als Leitwirkstoff enthält diese vegane Kosmetik einen Stammzellenkomplex aus der Nachthyazinthe. In Kombination mit Betainen soll es dieselbe Wirkung wie vergleichbare Produkte tierischen Ursprungs haben. Diese Kosmetik ist mit der Vegan-Blume und dem Natrue-Siegel versehen und kommt ohne Tierversuche aus.
Die breit gefächerte Hautpflege-Serie umfasst unter anderem Creme, Lotion, Peeling und Feuchtigkeitsampullen. Der Hersteller verspricht seinen Kundinnen eine Stärkung der Haut durch eine nachhaltige Versorgung mit Feuchtigkeit sowie die Reduktion von Fältchen.
Vegane Kosmetik von Annemarie Börlind
Ohnehin legt Annemarie Börlind großen Wert auf natürliche Zutaten und nachhaltige Herstellung der Rohstoffe. Während auch alle Produkte des Herstellers vegetarisch sind, gibt es obendrein ein feines Sortiment an veganen Kosmetikartikeln. Diese sind garantiert frei von tierischen Stoffen und Tierversuchen. Zu erkennen geben sie sich durch ein entsprechendes Label auf der Packung.
Speziell für die veganen Kosmetika hat Annemarie Börlind nach alternativen Zutaten für bewährte Rezepturen gesucht. So regen jetzt botanische Papyrus-Frischzellen die Zellerneuerung an und die pflanzliche Hyaluronsäure aus dem Zitterpilz versorgt die Haut mit Feuchtigkeit. Das tut sie zum Beispiel in der feuchtigkeitsspendenden Nachtcreme aus der Aquanature-Serie. Gleichermaßen sind das Reinigungsgel und der Anti-Pickel Roll-on aus der Purifying Care frei von Tierprodukten.
Welche Kosmetik ist ohne Tierversuche?
Zuletzt möchten wir Ihnen erklären, warum selbst vegane Kosmetik nicht immer völlig unabhängig von Tierversuchen ist. Generell sollte man meinen, dass Kosmetik ohne Tierversuche die Regel ist, da dies seit 2013 durch EU-Gesetze vorgeschrieben wird. Es gibt aber weiterhin gewisse Schlupflöcher für die Testung einzelner Inhaltsstoffe an Tieren.
Wird eine bestimmte Substanz beispielsweise nicht nur in Kosmetikartikeln verwendet, sondern auch in Putz- und Waschmitteln eingesetzt, sind Tierversuche erlaubt. Das Verbot, Pflegeprodukte mit an Tieren getesteten Substanzen in der EU zu verkaufen, gilt in diesem Fall nicht. Man geht davon aus, dass ohnehin bis zu 90 % der Inhaltsstoffe unter die Chemikalienverordnung REACH fallen und daher irgendwann in der Vergangenheit in Tierversuchen auf Verträglichkeit überprüft worden sind oder in der Zukunft noch getestet werden.
Inzwischen haben sich auch für nicht-vegane Pflegeprodukte Siegel etabliert, die die Freiheit von Tierversuchen garantieren, so zum Beispiel der Leaping Bunny oder der Hase mit der schützenden Hand vom IHTK. Zudem gibt die Tierschutzorganisation PETA einschlägige Listen heraus, in denen vertrauenswürdige Hersteller für vegane Kosmetik aufgeführt werden. PETA hat außerdem ein eigenes Logo zur Auszeichnung tierfreundlicher Produkte entwickelt.